Montag 5.2 .Zollern Alb Kurier: Interwiev in einem Cafe, mit Vera Bender
Vera Bender: „Ich war noch niemals in New York“ lautet der Titel
des Buches, das die Ebingerin Heidrun Böhm aus authentische und berührende
Biografie verfasst hat.
Das Werk handelt nicht von der Sehnsucht, sondern genau wie das Lied von
Udo Jürgens vom Entrinnen aus einem erdrückenden Leben. „Ich war noch niemals
in New York, ich war noch niemals richtig frei, einmal verrückt sein, und aus
allen Zwängen fliehn.“ Heidrun Böhm hat ihr Leben aufgearbeitet. „Das hat gut
getan, meint die Autorin, die gerne Kurzgeschichten schreibt, und dafür
ausgezeichnet wurde: Zur Verleihung des „Theodor Greiner
Literaturpreises war Heidrun Böhm in die Stadtbibliothek nach Reutlingen
eingeladen worden. Sie freute sich auf die Preisverleihung, zu der sie mit
Mutter und Freundin unterwegs war. Wie
in Trance nahm sie die Glückwünsche zum ersten Preis entgegen-und dann fuhr die
Freundin den Wagen aus Unachtsamkeit zu Schrott. So ist das Leben. „Das ist nun der erste
Preis“, hatte die Literatin damals ernüchtert zu ihrer Mutter Elisabeth
Zimmerer gesagt, die selbst Geschichten schrieb und die mit Tochter und Sohn in
Albstadt die „Autorengruppe Zimmerer“ bildete. Auch der Bruder Berthold ist
Teil der
Autobiografie- bis hin zu seinem
Schlaganfall und viel zu
frühen Tod. Wieder würden Träume und
Sehnsüchte jäh zerstört. Wieder musste Heidrun Böhm ihr
Leben, und das ihrer Liebsten neu organisieren. Das 344 Seiten umfassende Werk
beginnt quasi mit einer Hommage an die Mutter, „eine Frau, die niemals klagte.“
Sie meisterte ihr Leben nach der Scheidung als alleinerziehende Mutter von vier
Kindern. Zu einer Zeit, in der man mit geschiedenen Frauen hart ins Gericht
ging. Vielleicht ließ sie ihrer Tochter Heidrun deshalb so viel Unterstützung
zukommen, als diese sich ebenfalls von ihrem Mann trennte. „Ich wartete die
ganze Nacht. An diesem Abend schwor ich mir, Schluss mit diesem Theaterspiel zu
machen. Endgültig.“ Es war eine Silvesternacht, in der sie- wieder einmal
vergeblich auf ihren Mann wartete, als die gebürtige Ebingerin den Entschluss
zur Scheidung fasste und fortan mit ihren beiden Kindern alleine war.
„Großgezogen habe ich sie ja auch schon vorher alleine," bemerkt Heidrun Böhm nüchtern.
Anderen Mut machen
Überhaupt findet sich dieser nüchterne Stil immer wieder. Die 344 Seiten lesen sich in einem
Aufwasch. Spannend und schonungslos ehrlich. Anfangs hatte sie in einer
Bäckerei geputzt, um über die Runden zu kommen. Dann konnte sie endlich ihre
Altenpflegehelferinnen –Ausbildung abschließen, und verdiente etwas mehr.
„Trotzdem ging manches weiter wie zuvor. Der Vermieter beklagte sich über die
Kinder, und neuerdings beklagten sich die Kinder auch über den Vermieter. Zeit
ihres Lebens wollte Heidrun Böhm weder bewundert noch bedauert werden, weil sie
als Alleinerziehende auf vieles verzichten musste. Sie möchte anderen
Alleinerziehenden Mut machen. Gleichzeitig hat sie ein Buch verfasst, das sich
gut liest, in dem sich die Ereignisse überschlagen. „Ich hätte es manchmal
gerne langweiliger gehabt“, blickt Heidrun Böhm mit trockenem Humor auf ihr
Schicksal zurück. Sie nimmt es an, und krempelt die Ärmel hoch.
Herzlichen Dank an Vera Bender für den guten Artikel über mich und mein Buch im Zollern- Alb Kurier...Ich freue mich sehr darüber..Sie haben sozusagen "Den Nagel auf den Kopf " getroffen, mit dieser Buchvorstellung.
Vera Bender: Das
freut mich von Herzen. Als ich Ihr Buch in Händen hatte, dachte ich
zunächst, ich könnte ja mal etwas darin blättern, um entsprechend Stoff
für den Artikel zu haben. Dann konnte ich Ihr Buch nicht mehr aus der
Hand legen. Ich war total begeistert – obwohl ich noch nicht einmal zur
Zielgruppe, den Alleinerziehenden, gehöre. Das ist wirklich sehr gut
geschrieben..
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Webcafe Fantasie: Buch des Monats
Lesung: Donnerstag, 05. Juli 2018, 14.30 Uhr im Mehrzweckraum der Stadtbücherei Albstadt-Tailfingen.
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